Logo

Der "Maler des Lichts" hat jetzt eine eigene Straße

-Holzminden (29.09.03). Mäuschen müsste man sein im Holzmindener Rathaus. Denn als Mäuschen könnte man darüber berichten, ob und wie Bürgermeister Dr. Wolfgang Bönig heute aus der Haut fährt. Am Sonnabend behielt er die Beherrschung, obwohl er sich vorgekommen sein muss, wie im Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Sicher, Holzmindens Bürgermeister hatte einen perfekt sitzenden Anzug an, am Sonnabendmorgen um 11 Uhr. Nur - er musste eine Straße einweihen, zu der das Schild fehlte. "Ein Schildbürgerstreich", feixten die Gäste mit Sauermilch-Enkel Jochen Volland an der Spitze. Und Bönig setzte dazu ein Lächeln auf.

Doch genug der Kritik, die wird es heute noch im Rathaus hageln. Bürgermeister Dr. Bönig meisterte die Situation souverän, wählte zur Einweihung nicht den Beginn, sondern die Mitte des Weges, sprach von einer doppelten Zierde - sowohl für den, der geehrt wird, und auch für den, der die Ehrung vornimmt - und wies auf das Leben Curt Sauermilchs hin, das eine solche Ehrung verdient habe. Dem "großen Mann", so hatte sich Dr. Bönig ausgedrückt, nahm sich auch der Enkel an - bei der Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum, "bei der nun alle glatt lief", wie Museumsleiter Dr. Seeliger feixte. Weiter und in der Erinnerung anderer lebt Curt Sauermilch, der "Maler des Lichts", der Heimatforscher und Lehrer. Die Ausstellung im Stadtmuseum ist vor allen Dingen seiner Malerei gewidmet, die sich intensiv und ausschließlich mit der Landschaft in und um Holzminden befasst und auf der naturalistischen Tradition eines Menzel oder Liebermann fußt. Doch Curt Sauermilch, sein Enkel Jochen Volland wies darauf hin, hat nicht nur meisterhaft gemalt und mit seinen Bildern in schlechten Zeiten seine Familie ernährt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte er seine Energie auf seine zweite Leidenschaft - die Heimatforschung sowie die Leitung und Ergänzung des Museums in Holzminden. Durch seine zahlreichen Ausgrabungen und Publikationen seit den 20er Jahren hatte Curt Sauermilch als Laienarchäologe in Fachkreisen zunehmend hohes Ansehen gewonnen. Diese langjährige ehrenamtliche Tätigkeit wurde 1955, zwei Jahre vor seinem Tode mit der Vergabe des Bundesverdienstkreuzes anerkannt. Das Engagement um den großen Sohn der Stadt erkannte jetzt auch die Familie Curt Sauermilchs an. Sie schenkte dem Museum der Stadt die Herbarien und einige Linolplatten Sauermilchs, außerdem das neu erstellte Bildarchiv mit über 100 fotografisch erfassten Bildern als CD-Rom.